Ich freue mich auf Dich!

Zufriedenheit auf Umwegen

Schon als Kind war ich felsenfest davon überzeugt Lehrerin werden zu wollen. Meine Mama bot mir dabei ein großes Vorbild. Sie lebte ihren Beruf mit soviel Leidenschaft und Energie aus, dass ich schon meine freien Schultage stets mit ihr in der Schule verbrachte.

Der erste Umweg führte mich über das Grundschullehramt zum Lehramt für Gymnasien an die LMU. So ließ ich meine Wurzeln im Ruhrgebiet zurück und begann ein neues Leben in der bayerischen Landeshauptstadt. Nach bestandenem Latinum, etlichen Praktika und erfolgreichem Staatsexamen sowie Magisterabschluss brauchte ich eine Pause zum Verschnaufen. Die erste nach dem Abitur. Körper und Geist forderten Ruhe und Entschleunigung. Nach einem Skiunfall mit einem angebrochenem Brustwirbel fiel mir das regelmäßige Joggen sichtlich schwer, weshalb ich nach einer Alternative suchte. Das HotYoga war gefunden: Meine neue Energiequelle und Challange für mich selbst brachte mich durch manche graue Wintertage in der dörflichen Metropole.

Über den zweiten Umweg zog ich nach Stuttgart. Es folgte das Referendariat, ich lief wahnsinnig viele Treppen – oder auch Stafflen – vom Stuttgarter Osten in die Stadt und wieder zurück. Lebte sonst aber eher am Schreibtisch, im Seminar oder auf meiner kleinen Dachterrasse. Nach knapp zwei Jahren hatte mich die schwäbische Hauptstadt mit ihrem Charme – auf mehrere Blicke – verzaubert. Ich wollte nicht mehr weg. Doch irgendwie war klar, dass ich einen fest Job brauchte, obwohl ich irgendwie das Gefühl hatte, dass es doch so etwas wie ein Leben nach der Schule geben müsse. Die ersten Zweifel waren gesät…

…und führten dann zurück nach München. Ich unterrichtete zwei Jahre an einer Privatschule und spürte, dass ich den Job liebte, konnte und zugleich hinterfragte, weil ich während der zwei Jahre so selten in der Innenstadt, im Theater, auf Events oder überhaupt unterwegs war. Irgendwas sollte anders werden! Doch die Klarheit nach dem WAS fehlte!

Auf dem dritten Umweg kam ich dann mit meinem Partner nach Düsseldorf. Ein unbefristeter Job sollte es dieses Mal sein, mit Sicherheit. Gesagt, getan. Wohnung, Auto, Düsseldorfer Chic und eine Schule in Duisburg-Marxloh. Von München nach Marxloh? Fragen die Schüler. Warum? Ich liebe Herausforderungen! Soviel zur nächsten Challenge meines Lebens. Zwischen unzähligen Deutschklassen, haufenweise Korrekturen, bis dahin unbekannten Kulturkreisen und im charmanten Grau des Stadtteils, wurde mir bewusst, ich brauche einen Ausgleich. Die Puzzleteile fielen und ich googlte nach einem Yogastudio. Ich ging nach Krefeld, lernte Martina kennen, die mich nach der zweiten Stunde für ihre Ausbildung akquirierte. Gesagt, getan. Nun hatte ich also noch eine Aufgabe mehr neben Schule, Mediationsausbildung und Privatleben.

Auf all den Umwegen hatte ich mich zwar nach außen und irgendwie auch nach innen weiterentwickelt, jedoch keine Ruhe gegeben, die mein Körper bereits eingefordert hatte. Kurze Zeit später endete der dritte Umweg abrupt. Meine Herausforderungen, mein Pensum, meine innere Erwartungshaltung an mich selbst bescherten mir einen Scherbenhaufen. Denn was ich zwischen all meinen beruflichen Herausforderungen total vergessen hatte, war mein Privatleben.

Nach einer Pause und dem erfolgreichen Abschluss aller Ausbildungen drei Jahre später war ich um die Erkenntnis reicher, dass es drei Dinge gibt, die mir im Leben wichtig sind und die mich tragen, mir Energie geben und mich prägen: Mein Beruf, mein Privatleben und ich selbst.

Über all die Umwege kam ich zurück in mein geliebtes Oberbayern – ich kann zwar absolut kein Bayerisch, liebe aber vor allem die zünftige Küche, die Natur und die Menschen. Hier hat mir mal eine Freundin gesagt, dass die Kraft des Lebens aus der Ruhe in uns selbst kommt und dass das bayerische Lebensgefühl deswegen so besonders sei, weil die Uhren einfach ein bisschen langsamer Laufen und der Espresso zwischendurch fast denselben Stellenwert hat wie in Bella Italia. Nicht umsonst sei München die nördlichste Stadt Italiens. Die Freundin gibt es immer noch in meinem Leben, Bayern gibt es wieder und die Entschleunigung lebe ich in meinem Yoga(-Traum), es erdet mich in allem äußeren Trubel, gibt mir Kraft und bringt mich als Mensch in Balance.